Gut gelaunt und sichtlich stolz empfangt Fritz Esterer, Vorstandsvorsitzender der Steuerberatungsgesellschaft WTS, seinen Besuch in der Münchner WTS-Zentrale. Im Interview mit JUVE Steuermarkt spricht Esterer über die Entwicklungen in der Steuerbranche, die Bedeutung künstlicher Intelligenz (KI) und die Zukunft von WTS.
JUVE Steuermarkt: Herr Esterer, die geplante Aufspaltung von Ernst & Young (EY) wurde abgesagt. Wie sehen Sie diese Entscheidung?
Fritz Esterer: EY ist einer unserer größten Wettbewerber. Eine Aufspaltung hätte für uns eine neue, relevante Konkurrenz bedeutet. Dennoch wäre der Prozess nicht von heute auf morgen passiert, und wir hätten ausreichend Zeit gehabt, uns darauf einzustellen und weiterzuentwickeln.
JUVE Steuermarkt: Wie läuft das Wachstum bei WTS?
Fritz Esterer: Unser Wachstum ist weiterhin zweistellig, und wir sehen keine Grenzen im Steuermarkt. Das liegt an unserem Geschäftsmodell, das auf Outsourcing setzt und sich durch das Neugeschäft und die zunehmenden Umsätze aus dem Bereich Steuerberatung weiterentwickelt.
JUVE Steuermarkt: Wo sehen Sie die größten Wachstumspotenziale?
Fritz Esterer: Die steuerliche Prozessberatung und die Digitalisierung spielen eine entscheidende Rolle. Künstliche Intelligenz wird dabei eine wichtige Rolle spielen. Wir haben bereits in diesem Bereich geforscht und eine eigene Digitaleinheit mit fast 300 Mitarbeitenden aufgebaut.
JUVE Steuermarkt: PwC war hier schneller. Wie sehen Sie den Wettbewerb?
Fritz Esterer: PwC hat in der Kooperation mit Harvey schnell reagiert, aber der Kampf um die Daten ist noch nicht entschieden. Wir werden mit wichtigen Fachverlagen und Datenbanken Gespräche führen.
JUVE Steuermarkt: Wie sieht die Zukunft der Steuerbranche mit KI aus?
Fritz Esterer: KI wird Jobs in der Steuerbranche ersetzen, vor allem repetitive und wissensbasierte Aufgaben. Doch gestaltende Tätigkeiten und steuerliche Prozessberatung werden weiterhin wichtig sein.
JUVE Steuermarkt: Sie erwähnten die Transformation des Berufsstandes. Was bedeutet das für die Ausbildung?
Fritz Esterer: Die Ausbildung muss sich ändern. Die Analyse von BFH-Urteilen wird weniger wichtig, stattdessen werden Kommunikation, Prozessberatung und das Verstehen von End-to-End-Prozessen entscheidend sein.
JUVE Steuermarkt: Wie steht WTS international da?
Fritz Esterer: Wir haben ein globales Netzwerk, das mit den Big Four mithalten kann. Unsere Beratung zu Säule II zeigt unsere Stärke als Konzernberater.
JUVE Steuermarkt: War „Halten Sie von der Mittelstandsoffensive“?
Fritz Esterer: Die Mittelstandsoffensive ist keineswegs vergangen. Wir definieren den Mittelstand jedoch etwas größer und legen einen Schwerpunkt auf die Beratung von Konzernen.
JUVE Steuermarkt: Wie sind die Geschäftsbereiche bei WTS organisiert?
Fritz Esterer: Wir haben eine Matrix-Struktur mit den Bereichen Tax, Digital und Advisory. Die Digitaleinheit WTS Digital ist gewerblich tätige und beschäftigte Experten aus den MINT-Fächern, um neue Perspektiven zu bieten.
JUVE Steuermarkt: Herr Esterer, vielen Dank für das schlussreiche Gespräch.
Hinweis: Dieses Interview wurde ursprünglich im JUVE Steuermarkt veröffentlicht und für STATUS 1 aufbereitet. Der JUVE Steuermarkt informiert über Entwicklungen in Beratungsgesellschaften, Anwaltskanzleien mit steuerrechtlichem Schwerpunkt und Steuerabteilungen in Unternehmen. Weitere Informationen finden Sie auf juvesteuermarkt.de.